Freitag, 29. Juni 2007

Mostar

Von Sarajevo ging es weiter nach Mostar. Mostar liegt weiter suedlich, Richtung Kueste und Kroatien. Die Fahrt nach Mostar war fast so spektakulaer wie die nach Sarajevo. Die Zugfahrt soll noch schoener sein, allerdings wollte ich mich nicht so frueh von Sarajevo trennen.

In Gegensatz zu Sarajevo war Mostar im Krieg nicht eingekesselt, sondern geteilt. Zuerst haben die Bosniaken und Kroaten gegen die Serben gekaempft. Als sie die vertrieben hatten haben sie sich gegenseitig beschossen. Die Stadt ist heute noch geteilt. Es gibts zwar keine Mauer, aber irgendwie eine spuerbare Grenze zwischen Bosniaken und Kroaten entlang der alten Frontlinie mitten in der Stadt.
Mostar ist bekannt fuer seine Bruecke, die Stari Most. Sie liegt im Bosnischen Muslimischen Teil der Stadt und wurde wie fast alles im Krieg zerstoert. Heute ist soweit fuer die Touristen alles wieder in Ordnung, aber hinter der Touristenfrontlinie sieht es noch ziemlich schlimm aus. Ausserdem scheinen sie sich einen neuen Kampf mit den Moscheen und Kirchen zu liefern. Jede Seite will die andere moeglichst uebertrumpfen.

Ich hab Mikael den Schweden aus Sarajevo wieder getroffen. Wir haben ziemlich genau die gleiche Route. Das Flair hier ist immernoch orientalisch. Nicht mehr so stark wie in Sarajevo, aber der tuerkische Kaffee dominiert immer noch den Espresso.

Die Tage ist ein interkulturelles Festival in einen freien Jugendzentrum gewesen. Sie organisieren Workshops und Konzerte und wollen Bosniaken und Croaten zusammen bringen. Der Erfolg ist maessig moechte ich mal sagen. Freitag war ein echt gutes Reggae Konzert und Samstag Trip-Hop. Es waren schon ganz korrekte Leute da, aber mindestens die Haelft war nicht aus Bosnien, sonder Reisende oder zB welche im Sozialen Jahr. Es war also international, aber Bosniaken und Kroaten wollen wohl doch nichts mit einander zu tun haben. Die Bosnier, die dort waren, lebten meistens im Ausland und waren auf Urlaub.

Ausserdem habe ich den aeltesten Backpacker der Welt getroffen. Jerry aus New York ist 76 Jahre alt und immernoch unterwegs. Da kann man einfach nicht trumpfen. Frederick hat ihm imponieren wollen und gemeint, er war letztes Jahr auf Cuba. Ja da war Jerry auch und zwar gerade vor der Revolution.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Sarajevo

Von Uzice aus bin ich Dienstag nach Sarajevo gefahren. Es war zwar etwas heiss im Bus und die Fahrt hat laenger gedauert als ich dachte, aber sie war einfach sehenswert. Die Gegend ist wirklich schoen. Wir sind durch Visegrad gefahren. Da sollte ich vielleicht das naechste Mal anhalten. Es sah spektakulaer aus. Visegrad ist auch bekannt, allerdings liegt es nicht auf der Hauptreiseroute Belgrad - Sarajevo und wird deshalb wenig besucht. Ich war der einzige nicht Serbe bzw. nicht Bosnier in dem Bus.

Jetzt bin ich also in Bosnien und Herzegowina. Das Land ist immernoch gespalten in die Foederation Bosnien und Herzegowina und die Republika Srbska. Die beiden haben getrennte Polizei und ich glaube es gibt auch noch genuegend Spannungen zwischen den Pateien. In Bosnien leben zum groessten Teil Bosniaken und dann Bosnische Serben und Bosnische Kroaten. Die ersten sind ueberwiegend Muslime, die zweiten Orthodox und die dritten Katholiken.
Im Bosnienkrieg haben sie sich alle gegenseitig abgeschlachtet und ihre Landansprueche bereinigt. Heute leben die Gruppen wohl getrennter als vor dem Krieg. In Sarajevo machen sie schon fast zu deutlich darauf aufmerksam, dass sie eine multikulturelle Gesellschaft sind. Da stell ich in Frage, ob das jetzt nur gesagt oder auch Tatsache ist. Ich hab auch schon oft genug gehoert, dass jeder seinen Kindern beibringt, dass die anderen Schuld waren und die Boesen. Das ist nicht gut.
Ich glaub sie sind froh, dass mittlerweile wieder Touristen ins Land kommen. Die Leute sind unheimlich freundlich, egal welche Seite. Einige Orte sind auf dem Sprung sehr touristisch zu werden. Wahrscheinlich habe ich gerade noch den richtigen Zeitpunkt abgepasst.

Ich war zwei Tage in Sarajevo und es ist mein bisheriger Favorit auf der Reise. Die Stadt liegt in einem Tal von Bergen umgeben, was ihr damals (92) zum Verhaengis wurde. Ueberwiegend ist sie kulturell muslimisch gepraegt. Es gibt sehr viele Moscheen. Im Vergleich zu Belgrad ist Sarajevo natuerlich klein und es macht nicht so richtig den Eindruck einer Hauptstadt. In der Altstadt gibt es viele kleine Gassen mit noch mehr Cafes und Haendler. Es ist ein modernes orientalisches Ambiente. Ein bisschen hat es mich an Granada erinnert. Wobei sie nicht so streng glaeubig sind. Man kann die Moscheen besichtigen und es gibt auch eine Menge Bars. Angeblich hilft Saudi Arabien aber kraeftig die Moscheen wieder aufzubauen. Ob sie dadurch Einfluss gewinnen wollen?
Die Stadt war von 92-95 belagert und niemand kam raus oder rein. Die Serben haben taeglich hunderte Artelleriegeschosse geschossen und entsprechend sehen einige Haeuser auch noch aus. Obwohl der Krieg immernoch ueberall gegenwaertig ist, finde ich es beachtlich wie alles schon wieder aufgebaut ist und im alltaeglichen Leben merkt man eigentlich nichts davon. Die Bosnier hatte ja kaum Waffen und es gab nur nur einen kleinen Tunnel unter dem Natoflughafen durch den Nachschub, dh. hauptsaechlich Waffen und Lebensmittel, in die Stadt kamen. Ohne den Tunel waere es wohl schnell vorbei gewesen. In der Stadt haben sie die Einschlagloecher, wo mehrere Personen ums Leben gekommen sind mit roter Farbe aufgefuellt, die Sarajevo Rosen.
Es ist wirklich interessant hier zu sein. Mir fehlt aber immer noch viel Wissen um die Geschehnisse zu verstehen. Jetzt kann man nur hoffen, dass die derzeitige Loesung haelt. Sarajevo ist auf jeden Fall eine Reise wert, attraktiv, interessant und aktuell.

Dienstag, 26. Juni 2007

Tara

Sonntag bin ich der Hitze in Belgrad ueber Uzice nach Bajina Basta entflohen. Jetzt bin ich suedlich nahe der Grenze zu Bosnien & Herzegowina. Es ist bergig und gruen und am wichtigsten, es ist etwas kuehler und gibt Wind. Bajina Basta liegt gleich an der Drina, dem Grenzfluss zu Bosnien. Die Gegend ist wirlich schoen. Angeblich ist der Fluss ein Fischerparadies und es gibt Riesenfische.

Montag bin ich frueh raus und mit dem ersten Bus nach Mitrovac gefahren. Mitrovac liegt in den Bergen (ca 1000m) im Tara Nationalpark. Es gibt viel Natur, zwei Seen und Baeren.
Ich war den ganzen Tag wandern. Von Mitrovac bin ich zum Jeyero Zaovine See gelaufen und wollte dann baden. Dabei habe ich allerdings den Weg missachtet und bin quer durch den Wald gelaufen, was im nachhinein eine echte Scheissidee war. An den See hab ich es trotzdem geschafft, aber es war so eine typische Laurits querfeldein Aktion und irgendwie hatt ich nich viel Glueck mit den Wegen an diesem Tag. Trotzdem hat es sich gelohnt. Die Gegend ist wirklich schoen, ich bin viel gelaufen und hab viel Natur gesehen. Bestimmt acht Stunden oder so.
Mitrovac scheint so etwas wie ein Kinderferienort zu sein. Es gibt ein Hotel und viele Schulklassen. Als ich mich einfach mal auf der Wiese ausruhen wollte wurde ich von einer Horde sechjaehriger ueberfallen. Die waren etwas verwirrt weil ich komisch geredet hab und die mich nicht verstanden haben. Ich kann halt kein Serbisch. In Serbien lernen Kinder wohl seit neuestem schon in der Grundschule Englisch. "My name is" konnten sie auch schon. In Serbien kommt man mit Englisch schon viel besser ueber die Runden als in Bulgarien. Dort gabs doch wenig Leute die Englisch konnten. Ueberhaupt ist Serbien um einiges fortschrittlicher, bessere Bildung, bessere Autos, bessere Trams und bessere Haeuser.

Sonntag, 24. Juni 2007

Belgrad

Ich bin mit dem Nachtzug nach Belgrad gefahren. Nach einer viertel Stunde wurde ich schon fuer verueckt erklaert, weil ich im normalen Abteil sass und nicht den Schlafwagen genommen habe. Dabei war die Fahrt echt OK, nicht besonders schnell, aber auch nicht besonders laut. Die Grenzkontrolle hat lediglich eine Stunde gedauert und der Zug wurde nur zweimal durchsucht.

Belgrad ist definitiv groesser als Sofia. Die Stadt ist nicht besonders schoen, bis auf einige Ecken, aber es gibt viele Cafes und jede Menge Leben auf der Strasse. In Belgrad ist immer Samstag heisst es. Manche Leute sagen auch, dass Belgrad die einyige Stadt im Balkan ist. Die anderen sind wirklich eher Kleinstaedte und schon unter Tito wurde die gesammte Macht hier Konzentriert. Mittlerweile glaub ich, dass das auch ein Grund fuer die ganzen Konflike in Ex-Yugoslawien ist. Die Serben hatten eigentlich alle wichtigen Positionen und Aemter in der Hand.

Jetzt ist Freitag. Es ist unglaublich warm und es ist fast unmoeglich tagsueber etwas zu unternehmen. Ich habe mir lediglich die alte Festung Kalemegdan angeschaut und dann die Hitze ueberschlafen. Abends waren wir auf einem Konzert auf einem Boot und bei der freitaeglichen Indiedisco in der Festung. Belgrad bietet unglaubliche Locations.

Samstag habe ich mich den Kroatinnen angeschlossen und wir waren am Grab von Tito. Irgendwie scheint es eine ganze Menge Kult um den Kerl zu geben, wie mit fast all dem Kommunistenkram. Den Serben scheint er nicht so wichtig zu sein, denn das Grab und die Ausstellung waren nicht besonders gepflegt. Auf jeden Fall sind die Strassencafes in einem besseren Zustand. Manchmal denk ich, dass einige Leute dem grossen Yugoslawien nachtrauern.
Im Stadtzentrum stehen die Ruinen des ausgebombten Verteidigungsministeriums. Die Serben halten es definitiv fuer unfair, dass sie damals (99) bombardiert wurden, aber ich moechte auch keine Urteile faellen, weil ich die ganzen Zusammenhaenge in Yugoslawien und der unterschiedlichen Volksgruppen zu wenig kenne und noch nicht wirklich ueberblicke.

Ich werde morgen versuchen fuer zwei Tage westlich in die Berge zu fahren und anschliessend nach Sarajevo. Nach Sofia und Belgrad hab ich grad genug von grossen Staedten.
Es ist ein bisschen schade, dass ich schon aus Belgrad abhaue, aber es ist einfach unmoeglich etwas zu unternehmen bei dieser Hitze. Da muss ich halt noch mal wiederkommen. Dann zum EXIT Festival!